Die Vorgeschichte
Dass ich nach einem Forschungsaufenthalt in Nepal im Jahr 1989 aufgrund bleibender Erinnerungen an eine faszinierende Hochgebirgslandschaft und an sehr warmherzige Menschen zurückkehren werde in dieses Land war für mich sicher. Fragte sich nur wie und  wann. 10 Jahre später war es dann so weit. ich kehrte als Reiseleiterin in das Land meiner Träume zurück. Und ich kehrte immer wieder, so um die 40 mal insgesamt. Mit jeder Reise und Zusammenarbeit mit dem nepalesischen Küchen- und Trägerteam wuchs mein Verständnis für diese wunderbaren Menschen in dem Land, in dem sich 8 der insgesamt 14 Berge mit einer Höhe von über 8000m Höhe befinden. Mit jeder Reise bewunderte ich die Mentalität der Nepalis mehr: sowohl ihre  Kraft und hingebungsvolle Arbeitsleistung als auch ihre Freundlichkeit, Geduld, Gelassenheit und ihr Gemeinschaftssinn.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich fast enttäuscht war, als sich herausstellte, dass mein nepalesischer Reiseleiter Kollege beim ersten Trekking keiner  der  berühmten Sherpa war, sondern der Volksgruppe der „Rai“ angehörte. Rai? Was, wer sind  die denn? Ich hatte  noch nie  von diesen  Leuten gehört und meine Recherche  ergab auch nicht viel Neues über diese Ethnie.
Dafür war mein Kollege Tonje um so überzeugender. Es war eine sehr angenehme und vor allem unkomplizierte Zusammenarbeit  mit diesem Menschen möglich. Dass dies möglich war, obwohl unsere  kulturellen Hintergründe unterschiedlicher kaum sein konnten faszinierte mich von Anfang an. Vor jeder Reise  nach Nepal und Tibet stellte ich bereits von Deutschland aus klar, dass ich, wann immer möglich mit Tonje zusammen  arbeiten möchte. Meistens ging das auch und ich denke es war  ein Gewinn für die Gäste, die Crew, für Tonje selbst und auch für mich. Aus dem kollegialen wurde bald ein freundschaftliches  Verhältnis. Mein Interesse  für die Rai  wuchs  und ich fragte vorsichtig  nach dem Dorf, in dem Tonje geboren wurde. Wie gerne würde ich das besuchen! Das ginge  nicht, meinte mein nepalesischer Freund; noch nie  seien Westler  in seinem Dorf gewesen. Es sei arm und nicht sehenswert. Zudem müsse der Ältestenrat, sozusagen die Dorfregierung einem Besuch zustimmen..... Aber im April 2008  war es dann doch so weit: Zusammen mit 3 kühnen Gästen und Tonje zog ich los ins Unbekannte. Den Gästen konnte ich trotz sorgfältigster Programmerstellung und gründlicher Reisevorbereitung kein Gelingen versprechen. Weder Tonje, noch ich und schon gar nicht  die Gäste wussten, was uns erwartete. Aber wir waren willkommen, der Ältestenrat  hatte unserem Besuch zugestimmt.
2008: Erste  Begegnungen mit den „Khaling-Rai“, ihren Ritualen und Festen: einzigartig,  fantastisch!
Schon unser 1. Reisetermin Anfang April 2008 bot Einmaliges: nicht nur wegen der zahllosen Festivals, die im April in ganz Nepal begangen werden, sondern auch, weil die ersten und bereits  mehrfach verschobenen Parlamentswahlen zu dem Zeitpunkt tatsächlich stattfanden! Auch das ergab besondere Situationen:
  1. mangels Alternativen mussten die Wahlbeauftragten am Abend des 09. April eng zusammenrücken und ihre Herberge mit uns teilen.....
  2. am folgenden, dem Wahltag wurden wir neugierige Touristen teilweise etwas argwöhnisch betrachtet: das werden doch nicht internationale Wahlbeobachter sein.....
  3. der Transport der Wahlurnen am Tag nach der Wahl zum einige Tagesmärsche entfernten Flughafen erfolgte  auf dem Rücken von Trägern unter bewaffnetem Begleitschutz, interessant....
Wen haben wir sonst inmitten der freundlichen und interessierten Dorfbewohner getroffen?
  1. einen „Haupt“-Schamanen mit heilender, medizinischer Ausrichtung, „Nog Tscho“ werden diese Medizinmänner genannt. Der Nog Tscho, Sharke, ist Mediziner, Psychologe, Sozialarbeiter und Kräutersammler zugleich.....  
  2. mehrere Würdenträger, die nur bestimmte Rituale ausüben dürfen. „Was Nog Tschos“ werden sie nach eigener Auskunft genannt....
  3. einen würdevollen Dorfältesten, der weiß, was für wen in seinem Dorf gut ist und was nicht, der sich aber auch nicht zu schade ist, mit den Kindern und allen Dorfbewohnern zusammen „hot potatoe“ zu spielen, schließlich spielten ja die Zeremonienmeister auch mit....
  4. einen „Jungunternehmer“, der etwas abgelegen vom Dorf, an einem ruhigen, doch von Touristen nicht gänzlich unberührten  Weg eine Lodge eröffnen wollte. 2004 von den Maoisten verjagt - er ist Feind, da „wohlhabend“ - lebt er noch heute in Kathmandu, wo er sich nach eigenen Aussagen nicht so richtig wohl fühlt. Es ist ihm zu unsicher ins Dorf zurückzukehren, zu investieren, noch ist nicht klar, wie es politisch in Nepal weitergeht. Vielleicht gibt es  doch eines  Tages eine  Landreform, Enteignung, Unsicherheit  die zur wirtschaftlichen Stagnation führt.....
  5. zahlreiche energiegeladene ältere Damen, die mit uns, mit etwas Chang aus riesigen Ritualbechern und ein wenig Rakschi  (Reisschnaps) mit brennenden Kräutern ins Neue Nepalesische Jahr 2065 rutschten.  Der offizielle nepalesische Kalender heißt Bikram Sambat. Er basiert auf alter Hindu-Tradition und ist unserer Zeitrechnung knapp 57 Jahre voraus....
  6. eifrige Schulkinder für die der Schulbesuch leider nicht selbstverständlich ist.....
  7. einen Lehrer, der mit einfachsten Mitteln und geringem Lohn an der so genannten „government school“ unterrichtet. Der Baugrund auf dem die Schule steht wurde von den Dorfbewohnern gekauft und die Schule mit Mitteln des kleinen Dorfes gebaut. Erst als 100 Schüler bereits warteten wurde Erzählungen der Dorfbewohner zufolge ein einziger Lehrer geschickt.
Kultur - Kontakt - Trekking in Nepal - Reise in ein nepalesisches Dorf
nächste Reise: 12. - 30. April 2014: Detailprogramm runterladen
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Nagi ist bei den Khaling Rai eine Zeremonie die häufig durchgeführt wird. „Nagi“ wird vom „Nog Tscho“ , dem Schamanen, derjenigen Familie verordnet, die übermäßig von Krankheiten befallen war. In einer Zimmerecke der betroffenen Familie wird nach der Anordnung Chang auf einem etwa einen Meter hohen Holzgestell in einem kugelförmigen Behältnis aus Ton aufgestellt. Vier Monate reift er dort unberührt. Danach ist er stark genug um „Heilmittel“ zu sein. Dieser heilige Chang wird dann vom „Nog Tscho“ zur Reinigungzeremonie „Nagi“ verwendet. Nach dem Genuss des geheiligten Chang beginnt der Nog Tscho mit einen Sprechgesang, bei dem er  an. Heiser, ja fast stimmlos geht der Singsang recht lange.
Bhume ist die Zeremonie, die sich der Reinigung Nagi oft anschließt: Sobald das haus gereinigt ist und die  Dorfältesten und Würdenträger an der Feuerstelle vom heiligen Chang gekostet haben beginnt im Hof vor der gereinigten Hütte ein feucht-fröhliches Treffen der Dörfler, die den Bhumetanz aufführen und damit um Regen und Fruchtbarkeit  bitten (Fotos siehe Galerie).
Nach dem Tanz treffen sich die Dorfbewohner an einem erhöhten mit einem Dreizack markierten Platz - wie er im Hinduismus der Gottheit Shiva zugeordnet ist - mit den Bewohnern der Umgebung. Hier ist der Kontakt zu den Naturgöttern besonders gut. Ein Huhn und viel Chang wird nun geopfert und ein langes Ritual ausgeführt. Die Größe des Herzens vom Opfertier gibt Auskunft über die Fruchtbarkeit der Felder und die Gesundheit der Bewohner. Meistens scheint das Herz in Ordnung und groß genug zu sein, denn nach der Zeremonie wird getanzt und gefeiert!  
Auch den Toten des vergangenen Jahres wird bei diesem Fest gedacht: Damit die eine gute letzte Reise zum Platz der Ahnen am Dudh Kund, dem Milchsee haben, lässt man sie symbolisch an der Zeremonie teilnehmen und trägt für sie auch Chang in einem Tragkorb auf dem Rücken für ihre Reise. Den Ritualienmeistern, allen voran dem Totenbegleiter spenden die Angehörigen der Toten Chang und Süßigkeiten, damit sie die Toten zu den Ahnen bringen. Es ist sehr wichtig, dass die Geister der Toten auch wirklich bei den Ahnen ankommen, denn sonst sind sie immer noch gelegentlich im Dorf und treiben sich dort vor allem nachts herum und treiben allerhand schlechten Spuk.
Diese Behandlung wird aber nur Menschen zuteil, die eines natürlichen Todes gestorben sind. Wer außer Haus stirbt, d. h. verunglückt, der wird in der Regel nicht nach Hause gebracht. Meist wird dieser Tote in der Nähe des Unglücksortes begraben. Da sein Leben unerwartet abgebrochen wurde, gehen die Khaling Rai davon aus, dass er schlecht auf das Ende vorbereitet war und deshalb die Seele keine Ruhe findet. Sie findet nicht an die Stätten der Urväter, d. h. an die Kraftorte. Um diesen ruhelosen Seelen eine Bleibe zu verschaffen haben Priester im Lauf der Geschichte der Rai verfügt, dass in der Nähe ihrer Heimatdörfer an einem von Priester bestimmten Ort ein so genanntes „Thaplu“, ein Gedenkstein aufgestellt wird.
Menschen, die eines natürlichen Todes sterben, werden unweit ihrer Häuser beerdigt. Und hier gilt wirklich: „Erde zu Erde, Staub zu Staub“: Für die Rai ist die Erde heilig. Sie würde verschmutzt wenn die Toten, wie es sonst in Nepal üblich ist verbrannt würden. Wenn der Tote begraben wird schenkt er der Erde nach dem Glauben der Khaling Rai wieder Fruchtbarkeit und trägt so zum Lebenskreislauf bei.
 
Erlebt haben wir noch vieles mehr auf unserem Kultur-Kontakt-Trekking. Zu viel, als dass es auf dieser Seite seinen Niederschlag finden kann, es war faszinierend!
 
Fazit der 1.Reise nach Radudel: Der Ältestenrat ist begeistert von unserem Interesse, das auf die Dorfjugend überschwappte und den Anlass gab, dass Stammbäume geschrieben wurden: „Jeder Freund war „my brother“. Wir verstanden das nicht. „What kind of brother?“ Relative? Same family? Same, same.....“   hat dazu geführt.
Wochen nach unserer Abreise trafen sich Schamanen und Ritualienmeister aus der ganzen Umgebung um unsere unbeantworteten Fragen zu klären: Wie genau wird man Schamane? Gibt es auch Schamaninnen und wenn ja wo? Was genau ist die Aufgabe der einzelnen Ritualienmeister?
 
Bereits wenige Wochen nach unserer Abreis erreichten uns die Grüße des Ältestenrates und die Einladung, doch öfters mal vorbeizuschauen!
 
Bisher gab es 4 Wiederholungen und sehr viele  neue Informationen über die Khaling Rai.
  1. mache Nog Tschous heißen nicht Nog Tschou sondern Massimo,

    Massimos dürfen nur bestimmte Rituale und weniger als der erst Genannte zelebrieren
  2. der Was Nog Tschou ist der „Ritualienchef“, er darf, was die Ausübung von Ritualien betrifft mehr als der Schamane
  3.  
 
Die Fortsetzung folgt in Kürze: Start zur 6. Reise am 14. April 2014!
 
Es sind noch 2 Plätze frei! Allerdings sollten Sie zuerst sicherstellen, am 15. April in Kathmandu sein zu können: Flugverbindungen sind inzwischen nicht mehr reservierbar weil die Nachfrage aufgrund der Osterzeit recht groß ist. Dennoch: Herzlich willkommen!
 
Kultur-Kontakt-Trekking konkret erlebt: Alltag und Feiertag - Religion und Rituale
Recherchen über die Ethnie der Rai ergaben, dass diese in stattlichen Häusern leben. Die haben wir vergeblich gesucht. Zumindest die Khaling-Rai, bei denen wir zu Gast sein durften, leben in recht kleinen ebenerdigen Lehmhütten mit meist nur einem Raum. Das wichtigste ist die Feuerstelle in der Mitte des Raumes. Dort befindet sich ein „Dreifuß“ aus Steinen auf denen gekocht wird.
Chang ist als tibetisches Gerstenbier eher bekannt. Im nepalesischen Bergland wird Chang aber auch aus Mais und Weizen gebraut bzw. „gekocht“. Wie auch an den meisten anderen Orten der Welt wird Alkohol mit dem Grundstoff hergestellt, der vor Ort gedeiht.
Rakshi (Reisschnaps) spielt neben dem Chang nicht nur bei den zahlreichen Festen eine große Rolle.